Kapitel 3 - Alltag
- Ev-Marie
- 26. Sept. 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Nov. 2019
Wie schnell doch die Zeit vergeht. Ich bin schon seit über einem Monat hier und habe über drei Wochen Schule hinter mir. Von meiner ursprünglichen Fächerwahl, die ich vor einigen Monaten gemacht habe, ist nicht mehr sonderlich viel übrig. Vor einigen Monaten hatte ich nämlich als meine Leistungsfächer: Global Politics, Biologie und Englisch B (B=Zweitsprache), und als meine Standardfächer: Mathe, Musik und Deutsch SSST. "SSST" heißt "school supported self-taught" und das bedeutet, dass es sich beim Kurs um einen ganz normalen IB-Literaturkurs handelt, aber der Lehrer nicht unsere Sprachen spricht. Unsere Lehrerin leitet uns also auf Englisch an, was wir machen sollen, aber wir lesen und arbeiten in unseren Muttersprachen.
Vor der ersten Woche hatten wir alle das erste Gespräch über unsere Fächerwahl mit der akademischen Leiterin und unserem Mentor/unserer Mentorin. Da ich schon von Anfang an festgestellt hatte, dass ich mit dem Englisch viel besser zurecht kam als gedacht, wollte ich gerne von English B zu Englisch A Language and Literature wechseln. Am liebsten hätte ich SL (Standard Level) genommen, aber ich musste in den HL-Kurs (Higher Level), weil ich mindestens 3 HL haben muss.
Also standen meine Startfächer fest und ich konnte mir zu jedem Fach ein Bild machen:
Nach der ersten Woche:
Englisch:
Lehrerin - super; Fach - interessant; Kurs - nett, aber irgendwie nur aus Muttersprachlern bestehend und das schüchtert mich ein bisschen ein; bin etwas überfordert mit dem Multitasking (Zuhören, Mitreden und gleichzeitig Notizen machen); wäre echt lieber in SL.
Biologie:
Lehrerin - super; Fach - super; Kurs - super; alles - super, macht viel Spaß; muss mich nur an die neuen englischen wissenschaftlich korrekten Formulierungen gewöhnen.
Global Politics:
Lehrer - bisschen verrückt (macht mit uns Tai Chi auf dem Dach und gibt dann aber sehr, sehr viele Hausaufgaben); Fach - spannend; Kurs - verhältnismäßig sehr groß (über 20), aber nett; alles - im Großen und Ganzen gut.
Deutsch:
Lehrerin - nett; Fach - kann interessant werden, noch ist es aber noch nicht so spannend; Kurs - nett; alles - soweit ganz gut.
Mathe:
Lehrerin - nett, aber im Erklären nicht ganz so toll; Fach - Mathe halt; Kurs - nett soweit; alles - Mathe halt, habe wie jedes Jahr nach den Sommerferien alles aus den letzten Jahren vergessen und muss wieder reinkommen.
Musik:
Lehrerin - super (übrigens meine Mentorin); Fach - ganz anders als erwartet und ich weiß nicht, ob ich mich darauf einlassen kann; Kurs - klein (sechs Leute), nett, aber auf ganz unterschiedlichen Niveaus; alles - naja, hat mich nicht sp ganz überzeugt.
Auf diese vielen neuen Einblicke folgte dann am Freitag der ersten Woche eine Entscheidung, die mich selbst sehr überrascht hat.
Ich bin von Music SL zu Chemistry HL und von English LangLit HL zu SL gewechselt. Der Wechsel von Musik zu Chemie ist sicherlich ein sehr untypischer Wechsel, aber ich habe da auf mein Bauchgefühl vertraut und bisher die Entscheidung noch nicht bereut.
Außer dem Fächerwechsel war dann am Wochenende noch einiges mehr los. Am 6. September haben wir unsere ID bekommen, sodass wir endlich auf eigene Faust den Campus verlassen durften. Während die meisten anderen am Freitag Abend diese Chance sofort genutzt haben, habe ich einen Wanderrucksack gepackt und Wanderschuhe, Regenjacke, Regenhose und Stirnlampe angezogen. Denn ich hatte einmal das Losglück auf meiner Seite und durfte mit auf den Night Hike. Vier Stunden im Dunkeln durch die Wälder Dilijans durch Bäche und Gestrüpp. Klingt abenteuerlich, war es auch, aber es hat sehr viel Spaß gemacht.
Am Tag nach dem Night Hike ging es dann für uns First-years nach Yerewan.

Unsere armenischen Co-years waren dafür verantwortlich, uns ihre Stadt zu zeigen und so haben sie uns zu einigen interessanten Orten geführt. Außerdem interessant war der Temperaturunterschied Dilijan Yerewan. Während in Dilijan der Herbst kommt und es gerne mal nur noch 10 Grad hat, wurden wir in Yerewan mit fast 30 Grad begrüßt. Für mich und die vielen anderen, die halbkrank waren, war die Wärme mal zur Abwechslung angenehm. Auch, dass die Leute hier gutes Englisch und mal nicht nur Armenisch und Russisch sprechen konnten, machte das Ganze deutlich entspannter. Wir haben zwar in diesem Term Mittwochs und Freitag je eine Stunde Armenischunterricht und bekommen mittlerweile deshalb auch ein wenig Kommunikation auf Armenisch hin, aber ohne Russisch oder Armenisch ist es in Dilijan bei vielen dann doch schwierig.
Nach dem folglich nicht so entspannenden Wochenende und immernoch hustend ging dann viel zu früh wieder die Woche los: mit Bio, Chem und Glopo HL und mit Math, Self-taught und LangLit SL.
Also hier ein Update nach der zweiten Woche (nur das, was neu ist):
Neuer Englischkurs:
Lehrerin - echt gut; Kurs - sehr nett und diesmal auf meinem Niveau; alles - wird schon werden
Biologie:
Kurs - ein bisschen anstrengend, weil jeder einfach reinruft und man deshalb kaum Zeit zum Nachdenken hat; ansonsten immernoch ein echt tolles Fach
Global Politics:
alles - immernoch sehr viele Hausaufgaben und Tai Chi!
Deutsch:
alles - laut meinen Second-years wird das Fach noch besser und interessanter - hoffentlich stimmt das
Mathe:
Lehrerin - bisschen unkoordiniert, erklärt fast nichts; alles - ich hätte nie gedacht, dass ich mich so auf Mathebücher freuen könnten, weil da echte Erklärungen drin stehen (noch nicht geliefert)
Neuer Chemiekurs:
Lehrerin - bisschen anstrengende Stimme und redet sehr schnell; Fach - sehr interessant; Kurs - sehr nett; alles - macht viel Spaß
Spätestens ab der dritten Woche Schule wurde uns allen klar, dass wir hier wirklich in einer Schule sind und nicht in einem Sommercamp. Wir hatten unsere ersten ersteren Deadlines bei Hausaufgaben und auch die ersten Tests standen auf dem Plan. Bei mir, wie bei vielen anderen: Chemie. Ein bisschen gestresst, weil wir keine Ahnung hatten was uns in diesem Test erwartet, haben wir gelernt was das Zeug hält. Das Ergebnis konnte sich auch bei den beisten echt sehen lassen.
Im IB bekommt man Prozentzahlen, wieviel man richtig hat und je nach Fach bildet sich dann die Note. 1 ist die schlechteste, 7 die beste.
Das Wochenende drauf war dann mal wieder vollgepackt. Im Mittelpunkt stand am 21. September der "UWC-Day", quasi der Feiertag der United World Colleges. Dieses Jahr stand alles unter dem Motto: Climate of Change. Nach einem Klimamarsch durch Dilijan am Freitag, ging es am Samstag so richtig los.
Erst haben wir zwei Stunden Müll gesammelt und uns dann fertig gemacht für Fotos. Jeder, der ein traditionelles Outfit hatte, hat es entweder angezogen oder mit jemand anderem getauscht.
Der Tag wurde dann noch von einem wirklich sehr interessanten Vortrag über Klimaschutz von einem UWCDilijan-Alumnus abgeschlossen.
Die offiziellen Fotos von diesem Tag habe ich leider noch nicht, aber das hier sind ein paar der vielen, vielen Fotos:
1. Gruppenfoto
2. Motiviert fürs Müllsammeln
3. My lovely Roommates
4. Alle First-year-Mädels aus meinem Toon "Aragats" - mit diesen sieben werde ich wohl die nächsten zwei Jahre in einem Korridor leben
5. Meine wunderbaren Co- und Second-years aus Deutschland
6. Noch mehr deutsche Girl-Power mit US-amerikanischem und spanischem Anteil
7. Tolle Menschen
8. Noch mehr tolle Menschen
9. Kleine politische Anspielung muss auch mal sein
10. Und nochmal tolle Menschen
11. Tolle Menschen, von denen zwei meine Roomies sind und drei weitere auch mehr oder weniger in unserem Zimmer leben.
Der Sonntag war dann für mich entspannt und anstrengend zugleich. Drei Second-years haben bei uns ein internationales Klimaforum organisiert und ich habe mich fürs Logistikteam gemeldet. Meine Aufgabe war es einfach da zu sein, falls es ein Problem gibt. Gab es aber nicht und somit saß ich acht Stunden (außer beim Mittagessen) in der Rezeption und habe versucht Hausaufgaben zu machen, leider nur so mäßig erfolgreich.
Und so begann meine vierte Schulwoche am UWC Dilijan, in der noch ein hoffentlich letzter Kurswechsel (Mathe: Applications and Interpretation zu Analysis and Approaches) stattfinden, aber auch auf jeden Fall viel Neues und Interessantes passieren sollte.
Aber darüber erzähle ich ein anderes Mal.
Danke, dass du dier diesen Beitrag durchgelesen hast und ganz liebe Grüße,
Deine Ev-Marie
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