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Kapitel 4 - Über den Campus hinaus

  • Autorenbild: Ev-Marie
    Ev-Marie
  • 1. Nov. 2019
  • 5 Min. Lesezeit

Irgendwie ist hier immer etwas los. Wenn ich gerade so da sitze und die letzten Wochen und Tage Revue passieren lasse, bleibe ich an vielen Ereignissen hängen.

In der Woche nach dem UWC-Day bin ich mit Freunden für ein Wochenende nach Yerevan gefahren. Die öffentlichen Verkehrsmitteln zu wählen ohne nennenswerte Armenisch oder Russischkenntnisse war mal wieder nicht unsere schlauste Idee. Mitten in der Pampa plötzlich aus dem Bus geschmissen werden, den Bus wegfahren lassen, der dann irgendwann wieder kommt, sodass es normal weitergeht. Das sind die Art Erfahrungen, die man dann so macht. Die Krönung der turbulenten Anreise war aber, als wir nach einem 40 Minuten Spaziergang (bergauf) endlich an unserem Gasthaus angekommen waren und uns dann gesagt wurde, dass unsere Zimmer schon an andere UWC-ler vergeben worden sind, weil die dachten die wären wir. Übrigens haben wir diese Konversation auch mal wieder komplett über Google Translate führen müssen.

Wieder einmal eine sehr internationale Truppe mit Taiwan, Kanada, Spanien, Equador, Deutschland, Hong Kong, USA, Kolumbien und Israel.

(Tipp, wenn du mal nach Armenien kommen solltest: sei fließend in Armenisch oder Russisch oder, das ist wahrscheinlich der leichtere Weg, habe ein Wörterbuch in einer der beiden Sprachen (ich habe z.B. ein Russischwörterbuch auf meinem Handy heruntergeladen))

Mit solchen Momenten von diesem Trip könnte ich den ganzen Blogbeitrag füllen, aber im Allgemeinen war dieses Wochenende eine sehr gute Erfahrung und wir hatten jede Menge Spaß und vor allem gutes Essen in verschieden Restaurants.


Die nächsten zwei Wochen verliefen dann verhältnismäßig unspektulär. Schule, Hausaufgaben, weitere Klausuren, endlich mal ein leeres Wochenende und so weiter. Das Highlight für diese Wochen war dann wohl, dass ich in das Social Committee gewählt worden bin. Das ist die Gruppe Schüler, die die sozialen Events der Schulgemeinschaft organisiert. Zum Beispiel bunte Abende, Partys oder auch "League of Toons", einem sehr wichtigen Teil der Events. Bei LoT gibt es das gesamte Schuljahr über verschiedene Disziplinen, in denen die Toons gegeneinander antreten.


Am 13. Oktober ging es dann wieder offiziell runter vom Campus. Da war nämlich der Yerevan Marathon.

Ich hatte die letzten Wochen zwei bis drei mal die Woche mit einer immer kleiner werdenden Trainingsgruppe "Couch to 5k" trainiert (am Anfang waren wir über 20 Teilnehmer, die letzten Wochen dann nur noch zwei Freundinnen und ich) und somit war ich ganz gut für diese Distanz vorbereitet.

(Das Foto dient als Beweis:) und zeigt uns direkt nach unserem letzten Trainingslauf)


Der Start um 10 Uhr morgens und der Start der 1km der Kleinen schon um 9 Uhr war dann der schwierigere Teil, weil ich dadurch um 05:40 Uhr aufstehen musste und eigentlich den Schlafmangel der Woche ausgleichen sollte.

Generell waren wir langsam auch einfach echt erschöpft von Schule und allem drum und dran, sodass wir sehnlichst auf die 18-tägige Pause nach den drei letzten Schultagen hinfieberten.

Denn an diesem Freitag sollte einen riesen Event mit sehr vielen Gästen stattfinden. Es sollten Gründer, Sponsoren und jede Menge weitere reiche, wichtige Menschen kommen. Es war alles dabei, Nobelpreisträger, Ex-Präsidenten und vieles mehr, denn der 5. Jahrestag unserer Schule stand vor der Tür. Die Vorbereitungen dafür liefen schon seit Wochen. Es gab ein richtiges Team von Leuten mit Regisseur und allem drum und dran, das auf diesen Tag seit Beginn des Schuljahres hinarbeitete. Wir bekamen sogar den gesamten Donnerstag Schulfrei nur um für die 1,5-stündige Show am kommenden Spätnachmittag zu proben. Ich habe mich da schon rausgehalten, da ich mit einigen Leuten aus meiner Politikklasse nach Yerevan zu einer Konferenz mit den Nominierten für den Aurora-Preis gefahren bin. Ich glaube, die Meisten haben noch nie etwas von diesem Preis gehört, dessen Preisverleihung ebenfalls an dem Wochenende des Jahrestages stattfinden sollte. Jedenfalls ist der "Aurora-Preis zur Förderung der Menschlichkeit" ein seit 2016 in Armenien vergebener Preis, der wirklich sehr interessant ist. Also wenn du dich dafür interessieren solltest, kannst du gerne mal auf dieser Website vorbeischauen: https://auroraprize.com/de/

Aber nun zurück zu diesem riesen Event. Am Vormittag gab es Konferenzen zu Humanität in Bildung in Kooperation mit dem Aurora-Preis. Außerdem Gespräche über Menschenrechte und einiges mehr aus diesem Themenpool.

Am Nachmittag standen die Feierlichkeiten zum 5. Geburtstag auf dem Plan. Die Show, die wir zwar durch die vielen Proben schon fünfmal gesehen hatten war da definitiv das Highlight.

Es lohnt sich meiner Meinung nach ein bisschen davon anzuschauen (meine Tipps: die Show startet in Minute 22:55, die Tänze in den Minuten 28:31- 40:07 würde ich dir sehr ans Herz legen, der Rest ist natürlich auch super, aber vielleicht nicht ganz so interessant, wenn du nicht ganz in unsere Schule involviert bist.)


Dann begann die zweiwöchige Projektwochenzeit. Ich hatte das große Glück auf die Segel-Projektwoche am See Sevan mitzudürfen. Sonntagmorgen, am 20. Oktober ging es los und Donnerstagabend, den 24. Oktober zurück. Das Segeln hat wahnsinnig Spaß gemacht, aber es war auch echt schwer. Alleine im Boot zu sitzen, mit der einen Hand das Segeln kontrollieren, mit der anderen Hand immer noch steuern und dabei weitere hundert Sachen beachten zu müssen war für mich eine echte Herausforderung. Trotzdem war das Gefühl alleine über das Wasser zu flitzen einfach klasse.

Der weniger spaßige Teil des Ganzen war dann aber das anstrengende Prozedere am Morgen, wenn man sich in das meist noch feuchte Segeloutfit zwängen musste und der Abend, wenn man den am Körper klebenden Neoprenanzug, die mit zwei Liter Wasser befüllten Wasserschuhe und die durchtränkten Handschuhe irgendwie wieder ausgeziehen sollte, nur um noch mehr zu frieren als zuvor. Denn man musste immer wieder auf die harte Art und Weise feststellen, dass man sich auf 2000 Meter Höhe befand und es dort erstens sehr windig und zweitens nachts um die 3°C hatte, also es auf gutdeutsch arschkalt war. Darüberhinaus hatten die Duschen nur eine sehr begrenzte Menge warmes Wasser. Das wurde mir jedenfalls erzählt, ich selbst habe nie etwas davon abbekommen:). Nach der eiskalten Dusche gab es in den recht einfach gebauten Hütten auch noch keinen einzigen wirklich warmen Raum und so hieß es, sich so dick wie möglich einzupacken um annähernd warm zu werden. Die zwei Pullis gehörten für mich immer zu meinem täglichen Outfit. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht, wie ich es geschafft habe nicht krank zu werden, aber ich kam sogar ohne Erkältung davon.

Aber wie ich schon gesagt habe, diese fünf Tage waren die besten seit langem. Auf der einen Seite das Segeln, inklusive der Rennen, von denen ich eins gewonnen habe (weil ich die einzige war, die es über die Startlinie geschafft hat), dem mehrfachen kompletten Umkippen und wieder (alleine!) Aufrichten mit dem Boot und der Paddleboard-Touren. Auf der anderen Seite die Zeit mit den vielen tollen Menschen, die dabei waren.

Abends zusammengekuschelt Filme schauen, Spiele spielen und interessante Gespräche führen waren ein angenehmer Kontrast zu dem actionreichen Tagesprogramm.

Besonders die Geschichten von den beiden Lehrern (niederländisches Ehepaar, er ist übrigens mein Mathelehrer), die mit uns die Projektwoche gemacht haben waren einfach toll. Die beiden sind nämlich zusammen fünf Jahre lang um die Welt bzw. von den Niederlanden, um Südamerika herum, über Hawaii und co. bis hin nach Kanada gesegelt, inklusive zweimal hochschwanger und ab Chile mit Baby auf See. Ich glaube man kann sich vorstellen, dass es da viele interessante Geschichten gab.


Nach der Projektwoche ging es für mich direkt am nächsten Tag mit Freunden nach Tiflis, allerdings ist dieser Blogbeitrag schon so lang, dass ich diesen Trip für den nächsten Beitrag aufbeware, also vergiss nicht noch einmal vorbeizuschauen, wenn in hoffentlich naher Zukunft der nächste Beitrag kommt.


Generell wollte ich mich bei dir bedanken, dass du meine Blogbeiträge ließt. Dieser Blog wird für mich immer mehr zu einer Herzensangelegenheit, in die ich jede Menge Zeit investiere.

Feedback, Anregungen, Fragen oder auch ein kleines Herzchen würden mir also ein Menge bedeuten.

Vielen Dank und ganz liebe Grüße gehen raus,

Deine Ev-Marie

 
 
 

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